Gasleckortung nimmt Fahrt auf
Die neue europäische Methanverordnung verpflichtet Energieversorger, ihre Gasnetze deutlich häufiger auf Leckagen zu kontrollieren als bisher. Fahrzeugbasierte Mess- und Ortungssysteme wie MobileGuard von ABB eröffnen eine gleichermaßen schnelle wie wirtschaftliche Lösung.

Bis 2030 will die Europäische Union Methanemissionen im Energiesektor um mindestens 55 % senken und hat dazu die neue Verordnung 2024/1787 verabschiedet. Gasnetzbetreiber stellt die Richtlinie insbesondere bei der Leckagedetektion und -reparatur vor erhebliche operative Herausforderungen. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis orientieren sich die verbindlichen Prüfzyklen nun nicht mehr an den Druckstufen der Netze, sondern ausschließlich am eingesetzten Rohrmaterial. Versorgungsleitungen aus nicht geschütztem Stahl, die in den Niederdruck- und Mitteldrucknetzen weit verbreitet sind und bis dato nur alle vier Jahre zu kontrollieren waren, erfordern nun alle 24 Monate eine Inspektion.
Laserspektroskopische Messung
Der Alltag in den Versorgungsunternehmen zeigt: Gasleitungsnetze von mehreren 1.000 km konventionell mittels Begehung und Teppichsonden zu überprüfen, lässt sich weder personell noch wirtschaftlich in den vorgeschriebenen Fristen bewerkstelligen. Damit gewinnen Messtechnologien an Bedeutung, die wie MobileGuard von ABB neue Wege beschreiten. Das fahrzeugbasierte Gasleckortungssystem kann dank seines hochsensitiven und vibrationsunempfindlichen Methan- und Ethananalysators zuverlässig alle Emissionsquellen in bis zu 30 m Entfernung und bei Geschwindigkeiten bis zu 88 Stundenkilometern erkennen. Der integrierte GPS-Empfänger ermittelt satellitengestützt deren Position. Ein Ultraschallanemometer bestimmt Windrichtung und -geschwindigkeit.
Bei dem Aachener Energieversorgungsunternehmen Regionetz befindet sich MobileGuard seit März 2025 im Einsatz. Die bisherigen Erfahrungen seien durchweg positiv, wie der für den Gasnetzbetrieb verantwortliche Senior Expert Elmar Frenken berichtet: „Im Vergleich zur klassischen Begehung lassen sich mit MobileGuard mit weniger Aufwand weitaus mehr Kilometer Rohrleitungen inspizieren“, sagt er. „Wir können im Vorbeifahren sämtliche Gasrohre, die sich in der betreffenden Umgebung befinden, auf Leckagen überprüfen – unabhängig davon, ob es sich um Nieder-, Mittel- oder Hochdruckleitungen handelt.“
Messdaten in Echtzeit
Dank der kurzen Aufwärmzeit ist das System in wenigen Minuten einsatzbereit. Auf dem Display im Pkw sind die Routen verzeichnet, Pfeile zeigen entlang der abgefahrenen Strecken die Windrichtungen an, verschiedene Farben geben über die Methankonzentrationen im Messkorridor Aufschluss. Da das System sowohl Methan- als auch Ethanemissionen erfasst, kann der Computer Faulgasquellen wie Kläranlagen oder Güllebassins mit höherer Ethankonzentration zuverlässig aussortieren. Die kontinuierliche Datenerfassung erfolgt in Echtzeit. Besteht der Verdacht auf ein größeres Leck, hat der Fahrer die Möglichkeit, noch vor Ort die Messergebnisse in die firmeneigene Cloud hochzuladen, damit die Kollegen in der Zentrale zeitnah geeignete Maßnahmen initiieren können.
Standardisierte Schnittstellen ermöglichen die problemlose Integration von Kartenmaterial und digitalem Planwerk. Die unterwegs erfassten Messwerte lassen sich als Shapefile oder GeoPackage für bestehende Geoinformationssysteme exportieren. Umfassende Hard- und Software-Sicherheitsfunktionen gewährleisten die notwendige Cybersicherheit. Sind Analysen zum langfristigen Emissionsverhalten der Leitungen gefragt, bietet ABB mit der MS Azure Cloud auch hier eine entsprechende Lösung.
Regionetz plant, ab 2026 jedes Jahr sein gesamtes Gasnetz zu überprüfen. „Die Investition in MobileGuard hat sich mehr als gelohnt“, so das Resümee von Elmar Frenken: „Wir sind deutlich schneller, können mehr Lecks aufspüren und die strengen EU-Vorgaben erfüllen – und das über die nächsten Jahre gesehen weitaus günstiger als mit dem bisherigen Verfahren.“
ABB-Fachtagung
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Jetzt registrierenDieser Beitrag ist in CITplus 9/2025 erschienen
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